Fahrrad-Aktion

Fahrräder für Flüchtlinge

Wieder gibt es Fahrräder für Flüchtlinge. Bei der neuerlichen Fahrrad-Aktion des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr sind 15 Asylbewerber zu  stolzen Besitzern eines fahrbaren Untersatzes geworden.

Die Fahrräder sind heiß begehrt. Gleich zu Beginn der Aktion des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr im Innenhof der Flüchtlingsunterkunft in der Willy-Brandt-Straße stehen zahlreiche Asylbewerber Schlange, um an einen fahrbaren Untersatz zu kommen. Auch sie wollen mobil sein, und das Fahrrad ist oft die einzige Möglichkeit.


Titelfoto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr

Klaus Sodemann (rechts), der „Fahrrad-Doktor“, repariert Fahrräder, damit Flüchtlinge mobil sein können.


Als Heimfried Furrer, einer der fünf Sprecher des Freundeskreises, mit einem kleinen Anhänger und einem knappen halben Dutzend gebrauchter, reparaturbedürftiger Räder vorfährt, stürzen sich die geflüchteten Menschen aus dem Nahen Osten und Afrika regelrecht auf ihn. Furrer gebietet ihnen Einhalt und macht ihnen erst einmal deutlich, dass es Mobilität nicht zum Nulltarif gibt.

Mithelfen beim Reparieren

„Nur wer beim Reparieren mithilft, hat eine Chance“, erklärt er. Aber das ist noch nicht alles. Ein Rad bekommt nur, wer darauf angewiesen ist und damit zum Beispiel zum Deutschunterricht oder zur Arbeit fahren muss. „Was kostet das?“, zeigt sich ein Schwarzafrikaner an einem blauen Herrenrad interessiert. Auch in diesem Fall muss der Sprecher des Freundeskreises Aufklärungsarbeit leisten: „Wir verkaufen keine Räder, wir vermieten sie – für eine Kaution von 20 Euro.“

Aber bevor es soweit ist, müssen viele der Räder erst einmal fahrtüchtig gemacht werden. Dabei helfen neben Heimfried Furrer auch Gerhard Daum und Julius Benz mit. Doch oft sind sie mit ihrem Latein am Ende. Dann muss Klaus Sodemann ran, der „Fahrrad-Doktor“, der bis vor einem halben Jahr noch richtiger Arzt war.


Fotogalerie: Fahrradaktion

Wenn der Freundeskreis Flüchtlinge Lahr zu einer Fahrradaktion aufruft, geht es immer hoch her.  – Fotos: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr


Als Jugendlicher habe er sein Rad immer selbst reparieren müssen, die Familie hatte nicht viel Geld, erzählt er, wie er zum Amateur-Radmechaniker wurde. „War die Reparatur nicht fachgerecht ausgeführt, habe ich das dann gemerkt – bei Stürzen.“ Auf diese Weise hat Sodemann viel gelernt, später dann auch noch während seiner Zeit im Radsportverein, als er sich sein Rad selbst zusammengebaute. Jetzt steht der Fachmann den Flüchtlingshelfern und den Asylbewerbern bei, etwa wenn es darum geht, die Bremsen so einzustellen, dass sie ihren Dienst wirksam tun können. „Bremsen sind sehr wichtig“, erklärt er einem Flüchtling mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Die Gangschaltung kommt wieder in Gang

Der freut sich, weil er gleich, wenn die Gangschaltung wieder in Gang gebracht worden ist, stolzer Besitzer eines Fahrrads ist. Andere Asylbewerber schauen derweil noch in die Röhre. Aber da kommt schon Richard Recht, der Leiter des Projekts Fahrradwerkstatt beim Freundeskreis, gegen Mittag mit einem weiteren Anhänger vorgefahren. Der ist diesmal größer, zehn Räder hat er mitgebracht. Und wieder das gleiche Bild wie am Morgen: Die Menschen stürzen sich auf ihn, wollen eines der Räder haben. Sie sind halt heiß begehrt.

Info: Der Freundeskreis nimmt gerne gut erhaltene Fahrräder entgegen, die bei Bedarf auch abgeholt werden. Ansprechpartner ist Richard Recht, E-Mail: richard.recht@t-online.de.

Und ein Fotoalbum mit weiteren Bildern gibt es hier.